Vorkommen und Verbreitung der Sciaridae



Die Trauermücken sind auf allen Kontinenten der Erde beheimatet. Selbst extreme, klimatisch rauhe Lebensräume, wie etwa Antarktika und die kleineren Inseln nördlich und südlich der Polarkreise, werden besiedelt. Aber nicht nur aus Gebieten mit Dauerfrostböden, wie den Tundren, sind ständig neue Arten beschrieben worden. Auch die alpinen Hochgebirgszonen besitzen eine hohe Artenvielfalt, wie jüngste Untersuchungen in den Alpen und dem Nepal-Himalaya belegen. Dabei gelangen schon Sciaridenfänge in einer Höhe von über 4.000 m ü.NN. In den Wüsten und Halbwüsten der paläarktischen Region gibt es mit den Parapnyxia-Arten Spezialisten, die sich während der extrem hohen Tagestemperaturen und der kühlen Nächte im Sand vergraben können. In den gemäßigten Zonen treten die Trauermücken nahezu überall in Erscheinung. Sehr arten- und individuenreich sind sie in Laub-, Nadel- und Mischwäldern, Mooren und Gärten, auf Feuchtwiesen und Weiden, Feldern, Äckern und Ruderalflächen. In Wohnungen und Kellern können ausgewählte Spezies durch ihren Besuch an Blumentöpfen und Vorratsmieten zu regelrechten "Plagegeistern" werden. Nicht wenige Sciaridenarten werden regelmäßig in Berkwerksstollen oder in Laug- und Spalthöhlen nachgewiesen. Einige von ihnen sind troglophil oder sogar troglobiont [z.B. Corynoptera ofenkaulis (Lengersdorf) und Bradysia forficulata (Bezzi)]. In Gips-, Kreide-, Ton- und Sandgruben zählen sie zu den Primärbesiedlern und kommen auch mit sehr spärlicher Vegetation aus.



Wie auch bei Insekten anderer Ordnungen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß die Trauermücken durch Wind und orkanartige Stürme weit verdriftet werden. Erwiesen ist die Verbreitung von xylophagen Larven durch Treibholz. Durch den intensiven Handel mit landwirtschaftlichen Produkten trägt auch der Mensch wesentlich zur Verbreitung dieser Mikrodipteren bei. Hinzu kommt der Ver- bzw. Ankauf unzureichend behandelter Humusböden sowie von Blumenerde, Kompost und Torf. Durch den Erwerb von Holzprodukten, wie etwa geschroteter Holzreste und Rindenabfälle, gelangen die Trauermücken in die Gärten und Gewächshäuser. In Pflanzen- und Pilzzuchten [Gewächshauskulturen, Botanische Gärten] finden die Sciariden durch optimale Temperatur-, Feuchtigkeits- und Lichtverhältnisse sowie das Fehlen natürlicher Feinde gute Lebensbedingungen vor. Zu den weltweit verbreiteten Arten gehören vor allem Pnyxia scabiei (Hopkins), Allopnyxia patrizii Freeman, Cratyna perniciosa (Edwards), Lycoriella ingenua (Dufour), Lycoriella castanescens (Lengersdorf), Bradysia amoena (Winnertz) und Bradysia ocellaris (Comstock). Einige Spezies verursachen bei einem massenhaften Auftreten in Forsten, in Gewächshäusern und auf Agrarflächen beträchtliche Schäden [siehe Bedeutung].